Freitag, 3. Mai 2013

Kapitel 6: Paranoid

Nach meiner wöchentlichen nervigen Therapiesitzung beschloss ich  in dem einzigen Supermarkt der Innenstadt schnell etwas Brot einzukaufen und vielleicht noch herumzuschlendern. Es war immer noch so schnell dunkel. Nun... es war immerhin noch Januar...
Ich besorgte schnell das Brot und ging langsam und gedankenverloren durch die Straßen.
Vom Marktplatz aus waren es viele bogenförmige Straßen, die zu einer Hauptkreuzung führten. Ich kam auch an meiner Schule vorbei, die teilweise noch beleuchtet war. Leise hörte ich den Klang unserer Band-AG, die gerade probte.
Ich überlegte mir, ob ich auf Niels warten sollte, da er in der AG Gitarre spielte. Manchmal wartete er auf mich und ich auf ihn. Doch heute entschied ich mich dagegen. Ich sah ihn oft genug.
Also ging ich einfach weiter. Ich seufzte. Warum musste ich gerade heute meinen iPod zu Hause vergessen? Es war so langweilig durch die Kälte zu laufen, ohne Musik im Ohr zu haben.
Ein kalter Wind ließ mich frösteln. Der Schnee knirschte unter meinen Schuhen. Manche Wege waren leider nicht gut geräumt. Ich kickte etwas von dem Schnee nach vorne. Es blieb an meiner Stiefelspitze kleben.
Ich bließ eine Nebelwolke in die Luft.
Ich hasste die Therapien. Ich fühlte mich dadurch nicht unbedingt besser oder gar verstanden. Nach jeder Therapiesitzung fühlte ich mich nur etwas seltsamer. Jedes Mal fragte ich mich immer mehr, ob ich nicht ein etwas anderes Problem hatte. Auf den Ursprung meiner Träume und meines teilweise chronischem Gefühls zu ertrinken wollte man einfach nicht kommen. Außerdem gaben mir diese Termine das Gefühl ein kompletter Freak zu sein. Ne Irre. Oder ein Suizidopfer.
Es war ja nicht so, dass ich mir wünschte zu ertrinken.
Es war nur dieses Gefühl, das ich ertrank. Jeden Tag ein bisschen mehr. Selbst wenn ich alles tat das aufzuhalten. Ich hatte kein übles Leben. Ich hatte gute Freunde, ich hatte Tom. Ich war glücklich.
Doch irgendetwas in mir drin starb weiter und es hatte nicht den Anschein als könnte ich irgendetwas dagegen unternehmen.
Was für ein Gefühl war es zu ertrinken? Ein Gefühl der Hilflosigkeit, Starre, Apathie? So etwas in der Art ist es vielleicht. Und gleichzeitig diese Panik. Ausbrechen zu wollen, irgendwie... irgendwie.
Manchmal wollte ich einfach nur schreien, hören, dass ich noch lebte. Irgendetwas tun, dass ich wusste, ich war nicht tot.
Vielleicht war ich ein Emo. Manchmal machte es mir viel zu viel Spaß traurig zu sein oder melancholisch durch die Gegend zu schauen.
Zu leicht beschwerte ich mich über Sachen, ohne dass sie mich wirklich störten. Ich meine... ich habe fast immer sturmfrei. Normale siebzehnjährigen würden doch irgendwie eine Party schmeißen, oder? Außerdem habe ich einen Freund, der auch gern mal bei mir übernachten könnte. Nicht dass er es nicht manchmal tat. Aber egal.
Ich wollte manchmal irgendetwas machen. Mein Alltag ertrank im Grau, die Konversationen mit anderen Leuten wirkte mir so oberflächig und am Ende könnte mich ohnehin niemand verstehen.
Vielleicht sollte ich wirklich Emo werden. Die schwarzen Haare und den Pony hatte ich ja schon mal.

Schritte. Ein Knistern.

Ich schnappte nach Luft. Mir war irgendwie schwindelig. Doch es war nicht mein Kreislauf oder so. Irgendetwas stimmte nicht. Ich spürte es. Irgendetwas sagte es mir. Mein Herz pochte so laut, dass ich es hören konnte. Ich ging langsam weiter. Ich hörte das Knirschen meiner Schritte. 1, 2, 3,4... ich zählte meine Schritte. Passte auf jeden Schritt auf. Irgendetwas stimmte nicht. Ich wusste es. Ich versuchte regelmäßig zu atmen und ging etwas weiter nach links. Ich zwang mich, langsam und bedächtig zu gehen und nicht zu rennen.
Knirsch.

Ein Knirschen zu viel. Ich drehte mich um. Niemand war da. Warum hatte ich nur das Gefühl, dass mich jemand verfolgte? Ich atmete tief durch. Ich war kurz davor gewesen... Ich sah auf dem Boden. Ich sah nur die Fußspuren von mir und von anderen Menschen die wohl diesen Weg an dem Tag gegangen waren. Da war nichts ungewöhnliches. Es war wohl eine Einbildung. Warum passierte mir so etwas immer öfter? Ich war eindeutig ein paranoides... Etwas. Das konnte nicht sein. Was zum Teufel stimmt nicht mit mir?

Ich sah noch einmal um mich. Niemand weit und breit. Die Straßenlaternen flackerten normal ihr Licht auf die kleine Straße... Das wird es gewesen sein. Ein flackender Schatten, den ich irgendwo wahrgenommen hatte...
Trotzdem fühlte ich mich nicht sehr wohl. Ich ging etwas schneller und passte auf, dass ich nicht im Schnee und Eis ausrutschte.



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1 Kommentar:

  1. Also ich hab zwar auf das Wort geschaut, aber es hat mir nichts Neues verraten. Falls du etwas verlinken wolltest, ist es dir wohl nicht gelungen.

    Und ich bin schon total neugierig, wie es wohl weiter geht! :)

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