Mittwoch, 20. März 2013

Kapitel 3: Ein Gefühl


Schulschluss.
Ich lief gedankenverloren aus dem Gebäude. Unsere Schule war an sich sehr hübsch. Die Gebäude waren aus gelben Backstein und hatte irgendwie einen gewissen Charme. Sie war ganz okay ausgestattet und hatte immerhin einen Sportplatz und einen kleineren Schulhof. Außerdem hatten wir einen kleinen Vorplatz vor der Schule, der mit einem schwarzen verzierten Metallgitterzaun mit großem Tor umrandet war. Patrice unterhielt sich neben mir mit Niels und Sina. Beide gehörten im Grunde auch zu unserer kleinen Clique. Patrice trug so gut wie nie Hosen und wenn doch waren sie ziemlich knapp und sie war ansonsten auch ein ziemliches Girlie - aber sie war netter als ihr Ruf. Niels war der beste Freund von Tom, aber seit Tom und ich zusammen waren war er auffällig oft mit Patrice am zusammen.
"Ah, hey Anzu, wir treffen uns heute Abend bei Niels, kay?" Kurz schaute ich zu Patrice hinüber, deren braunblonden Locken anmutig über den Mantel fielen, während sie ihr Fahrradschloss an ihrem Lenker befestigte. "Hm", machte ich nichtssagend.
"Wir sind dann mal los, okay?"
"Okay."
Ich holte mein Handy hervor und sah nach der Uhrzeit. 14.30h. Was machte er schon wieder so lange? Die meisten Schüler unserer Stufe waren schon weg. Endlich öffnete sich die Eingangstür wieder. Tom ging typischerweise total lässig und ungehetzt hinaus. Als er mich sah grinste er mich auf seiner typischen Weise an, beschleunigte seine Schritte jedoch kein bisschen.
Zur Begrüßung haute ich ihn am Arm und sah ihn vorwurfsvoll an. Doch dann nahm er einfach nur meine Hand und küsste mich auf die Stirn und zog mich mit sich auf dem Weg nach Hause.
Da er ein Fahrrad dabei hatte liefen wir zu Fuß. Außerdem konnte ich nach dem Geschehnis am Morgen sowieso nicht an Busfahrten denken.
"Anzuuuuu?" Er grinste mich an.
"Jaahaaa??"
Er gab mir einen Kuss auf die Wange.
"Was ist los?", fragte ich.
Tom grinste nur und lief etwas voraus. Der Schnee knirschte unter seinen Schuhen. "Hey warte!", rief ich und lief ihm hinterher. Ein Schneeball prallte auf meine Jacke auf. "Fang mich wenn du kannst!", schrie er. Ich lachte. "Hey, das kriegst du zurück!"

Ich formte schnell einen Schneeball und wich einen von Tom aus. Ich traf ihn an der Seite. Wir waren in der Nähe eines Spielplatzes mit einer Wiese, quasi einem kleinen Park. Er lief auf die schneebedeckte Wiese. Ich lief ihm hinterher. Ich nahm mir sofort ein bisschen Schnee, formte sie zu einer Kugel und bewarf ihn. Er wich aus, aber ich traf ihn noch etwas an der Seite. Ich rannte auf ihn zu. Er lachte und beschmiss mich. Ich wich geschickt aus. Der Schnee in meinen Händen begann leicht zu tropfen und grub weiter nach etwas mehr Schnee. Diesmal rannte ich direkt auf ihn zu. Er traf mich ein paar Mal und ich wurde immer schneller. Dann stand ich so nah an ihm und seifte ihn ein. Er schrie kurz auf und ich lachte. Er wuschelte mich mit seinen kalt-nassen Händen über den Kopf und zerzauste meine Haare. Protestierend rächte ich mich, indem ich meine kalten Hände an seinen Nacken legte. Er wand sich und fiel nach hinten. Er klammerte sich an meine Handgelenke, sodass ich auch mein Gleichgewicht verlor und auf ihn fiel. Der Schnee hatte eine Höhe von mindestens zwanzig Zentimetern. Ich rollte mich von ihm runter etwas weiter weg und begann meine Beine und Arme zu bewegen.
Ich spürte meine Finger im Schnee, doch es war mir seltsamerweise nicht kalt. Ich schloss die Augen. Irgendwie fand ich es ganz angenehm so im Schnee. Geborgen. Ruhig. Ich bemerkte etwas warmes an meiner Hand. Tom drücktes sanft meine Hand. Seine Hand war kalt.
Seltsam dass ich diesen Temperaturunterschied so sehr spüre. Es war irgendwie angenehm. Diese Nähe, die sowohl warm als auch kalt war. Irgendwie fühlte ich mich, als hätte ich gerade etwas hochprozentiges getrunken. Ich blies in die kalte Luft.
nur eine kleine Skizze ;)
"Sag mal, hast du Fieber?"
Er stand auf. Ich öffnete stirnrunzelnd die Augen. Mir ging's gut. Er half mir auf die Beine und ich tapste vor mich hin. "Mir geht's gut", sagte ich. Er starrte mich an. "Du bist total rot im Gesicht." "Bin ich das?", fragte ich. Ich grinste und hielt mir an die Wangen. Sie glühten. Auf einmal fiel mir auf, dass mein Puls sich beschleunigt hatte. Ein neuer Anfall? Doch das war es nicht. Ich nahm seine Hand. "Komm mit mir nach Hause", sagte ich. Meine Stimme klang seltsam brüchig. Es war so seltsam und ich fühlte mich auf einmal so hilflos verloren. Ich spürte keinen Schwindelanfall oder sonstiges. Es war nur dieses seltsame Gefühl. Das seltsame Gefühl des Fallens...

Er hielt mich fest in seinen Armen. Fast wäre ich hingefallen. "Ich bring dich nach Haus", sagte er.

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